Fastnachtsspiel

Fastnachtsspiel
Fạst|nachts|spiel 〈n. 11; 15.-17. Jh.〉 volkstüml. Possenspiel der Handwerker zur Fastnacht; Sy Fastnachtsposse

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Fạst|nachts|spiel, das (Literaturwiss.):
volkstümliches, meist derbkomisches weltliches Spiel des späten Mittelalters mit schwankähnlichem Charakter mit Bezug zur Fastnachtszeit.

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Fastnachtsspiel,
 
früheste Gattung des weltlichen Dramas in deutscher Sprache; seit Anfang des 15. Jahrhunderts nachweisbar, wohl im Rahmen stadtbürgerlicher Fastnachtsfeiern entwickelt; umfasst gewöhnlich etwa 100-600 paarweise gereimte Knittelverse, von meist vier bis zehn Mitwirkenden aufgeführt. Veranstalter und Darsteller waren in der Regel Zunftangehörige. Die dargestellten Figuren zeichnen sich durch holzschnittartige, teils parodistisch überzeichnete Typik aus, den Sprachstil bestimmen zu einem bedeutenden Teil sexuelles und skatologisches Vokabular oder entsprechende Metaphorik, aber auch (besonders in Prologen) traditionelle Schulrhetorik und literarische Anspielungen. Beschränkten sich die Fastnachtsspiele zunächst auf derart Drastisch-Obszönes, so bezogen sie später, oft in satirischer Absicht, auch größere politische und religiöse Zusammenhänge mit ein und behandelten seit H. Folz auch literarisch vorgeprägte, insbesondere schwankhafte Stoffe in Revueform, später als Handlungsspiel. Die Mehrzahl der rd. 150 erhaltenen Texte des 15. Jahrhunderts stammt aus Nürnberg (Hauptvertreter: H. Rosenplüt und H. Folz), doch waren sie über ganz Deutschland und die Schweiz verbreitet. Zu Tendenzstücken im Dienst der Reformation wurden die Fastnachtsspiele von P. Gengenbach und N. Manuel (Bern). Ihren künstlerischen Höhepunkt erlebte die Gattung im 16. Jahrhundert durch H. Sachs, der mehr als 80 Fastnachtsspiele, darunter Einakter von echtem Lustspielcharakter, verfasste. Als letzter Fastnachtsspieldichter gilt der Nürnberger J. Ayrer.
 
Ausgabe: Fastnachtsspiele aus dem 15. Jahrhundert, herausgegeben von A. von Keller, 4 Bände (1853-58, Nachdruck 1965-66).
 
 
E. Catholy: F. (1966);
 W. Lenk: Das Nürnberger F. des 15. Jh. (1966).

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Fạst|nachts|spiel, das (Literaturw.): volkstümliches, meist derb-komisches weltliches Spiel des späten Mittelalters mit schwankähnlichem Charakter.

Universal-Lexikon. 2012.

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